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Jazzwoche #4

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Öffentlich Rechtlicher Rundfunk - Diskursplattform und Katalysator für die Freie Szene?


07.07.22 — 19:00 Uhr

ZUKUNFT am Ostkreuz

Im Radio über Kunst streiten, über Deutungshoheit verhandeln und radikale Ansätze diskutieren?
Kann ein anspruchsvoller spezifischer Diskurs auf inhaltlich interessantem Level stattfinden angesichts schrumpfender Ressourcen und sich möglicherweise verändernder Erwartungshaltungen?
Wie verschiebt sich die Wirkungsmacht in der Medienlandschaft und was hat das für Auswirkungen auf die Freie Szene?

Öffentlich Rechtlicher Rundfunk bildet ab, was passiert. Aber nach welchen Kriterien wird das kuratiert? Die Verantwortung ist riesig: Noch immer hilft Präsenz in den Sendern den Künstler*innen Reichweite aufzubauen und sich im Konzertbetrieb zu behaupten. Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist ein Vermittler, der in die Breite wirkt, der Menschen ausserhalb der jeweiigen Filterblasen erreicht. Was hat das für Auswirkungen, wenn Fachredakteurs-Stellen eingespart werden und auf die Quote geschaut wird? Welche Kompetenzen sind nötig, damit ein ausgewogenes Bild hergestellt werden kann, in einer Stadt wie Berlin, in der selbst die Akteure selbst den Überblick gelegentlch verlieren.

Die Sender haben immer mehr als nur abgebildet, was passiert. Sie haben ihre räumlichen und technischen Ressourcen auch eingesetzt um Produktionen - meist in Kooperation mit Labels - zu ermöglichen. Sie veranstalten in ihren hochwertigen Räumlichkeiten (in allen Sendern gibt es hervorragende Kammermusiksäle oder Orchesterstudios) Konzertreihen oder sogar eigene Festivals. Die Sender sind also aktiver gestaltender Akteure im Musikbetrieb. Nach und nach ist zu beobachten, dass diese Aktivität mindestens im Jazzbereich droht zu verschwinden, einerseits weil Ressourcen knapper werden andererseits weil dass Fachredakteurs-Stellen nicht mehr nachbesetzt werden und die hochspezialisierte Expertise und die Leidenschaft Projekte durchzukämpfen verloren geht. Kombiniert mit dem Labelsterben auf dem freien Markt infolge der Digitalisierung gehen den Künstler*innen, – insbesondere denen, die in gänzlich unkommerziell arbeiten – eine immens wichtiges Tool verloren.

Will man Aktivitäten an der Schnittstelle von Abildung, Produktion und Präsentation privaten Akteuren überlassen, die dann ohne die entsprechenden Ressourcen dieses Vakuum füllen und wirtschaftlich denken müssen?

Wie kann Jazz und Improvisierte Musik aus Berlin also auch mit den vohandenen oder künftigen Strukturen des rbb Reichweite erzielen insbesondere in Nischenbereichen?
Wie kann der rbb Katalysator sein für eine hochpezialisiert und weltweit anerkannte Jazz- und Improszene und wie kann der Output dieser Szene kompetent dokumentiert und auch innerhalb der ARD verbreitet werden? Welche Rollen spielen finanzielle Ressourcen, interne Strukturen bei den Sendern, individuelle Fachexpertise, eine gewisse Hausmacht einzelner Personen?

Teilnehmer:innen:

Julia Hülsmann - Musikerin
Ulrich Habersetzer - Bayerischer Rundfunk
Dirk Hühner - rbb kultur
Uli Kempendorff - Musiker, IG Jazz Berlin

Moderation:
Uli Kempendorff

Zukunft am Ostkreuz, 19 Uhr

Die gesamte Diskursveranstaltung zum Nachschauen